Samstag, 15. September 2018

Walz

Samstag, 15. September: Iffezheim - Rheinstetten

"Schöne Walz" wünscht mir die nette Gastgeberin im Hotel "Zum Schiff" am Morgen bei meiner Abreise. So freundlich begegnen einem nicht alle Leute hier. Vor allem nicht in den Dörfern. Meistens grüssen sie einen nicht, schauen eher misstrauisch, vor allem jene in den Vorortsquartieren. Was sucht der denn hier? Mit so einem Rucksack... ist das ein Penner? Wandernde gibt es hier kaum. "Wie kommt man denn auf sowas?", wurde ich einmal gefragt, als ich von meinem Vorhaben erzählte. Zu Fuss gehen nur die Habenichtse, oder halt die Jungen, die noch nicht Auto fahren können, oder die Alten, die es nicht mehr dürfen. Wer etwas auf sich hält, ist motorisiert. Gehen als Fortbewegung ist ein Zeichen der Armut. Als Erholung oder zum Gassi führen, ja, aber doch nicht um irgendwo hinzukommen. Gehen tut man nur in der Not. Flüchtende kommen zu Fuss zu uns.



Heute gab es als Fussweg einmal nur die Möglichkeit am Rande einer ziemlich befahrenen Landstrasse. Hier aber gehst du im Abfall der Automobilisten: Zigarettenstummel, Zigarettenpäckchen, zerknüllte Papiertaschentücher, Pappbecher, Petflaschen, Plastiktüten usw.
Plötzlich hält ein klappriges Fahrzeug neben mir, der Mann öffnet die Tür und fragt, ob er mich ein Stück mitnehmen kann. "Ich bin zu Fuss unterwegs", antworte ich zunächst abwehrend. "Ja, schon, aber bis nach der Brücke über die Murg da vorne ists ja nicht so angenehm." "Gut, aber nur bis nach der Brücke", sage ich lachend und steige ein. Der Mann will wissen, woher ich komme und wohin ich unterwegs bin und staunt dann nicht schlecht. Vor ein paar Jahren sei mal einer den Rhein runter geschwommen und eine junge Dame habe auf dem Fahrrad ihren Contrabass mitgeführt und jeweils Konzerte gegeben. Na, vielleicht lese er ja eines Tages auch von mir, meint er freundlich, und schüttelt mir beim Abschied die Hand.

Freitag, 14. September 2018

Alter Ego

Donnerstag, 13. September: Kehl - Rheinau-Freistett

Plötzlich zweigt der Weg wegen eines Kieswerks ab vom Rhein und du läufst eine Weile rechts, dann wieder links, dann wieder gradeaus und plötzlich stehst du auf einem Damm mitten im Wald und weisst nicht, ob es der richtige oder der falsche ist. Wenn du auf dem falschen bist, dann musst du damit rechnen, dass du jetzt lange keine Möglichkeit mehr hast, den Irrtum zu korrigieren. Wenn sich auch noch die Wolken am Himmel bedrohlich verdunkeln, dann tust du gut daran, die nächste Siedlung aufzusuchen und nach einer Unterkunft Ausschau zu halten. Aber als du aus dem Wald kommst, steht vor dir nur ein Kalksandwerk, das viel weissen Staub aufwirbelt. Als der sich verzieht, siehst du an der Strassengabelung drei jüngere Frauen herankommen. Sie geben bereitwillig Auskunft, wo ich heute Nacht ein Logis finden könnte, und nach einem sympathischen Schwatz kehren sie wieder zurück in ihre Büros. Gerade als ich mein Zimmer im schlichten Hotel für Kalkwerkarbeiter bezogen habe, beginnt es heftig zu regnen.



Freitag, 14. September: Rheinau-Freistett - Iffezheim
Ich gebe es zu: Ich führe Selbstgespräche. Nur, wer spricht da eigentlich mit wem? Das Ego mit dem Alter Ego? Und wer stellt die Fragen, das Ego oder das Alter Ego? Wer vertritt welche Haltung, wer argumentiert wie bei einer Entscheidung? Und wer vertritt jeweils den gesunden Menschenverstand? - Ich halte nicht viel von dieser Vorstellung, es sind vielmehr ganz viele Stimmen, die sich regen und zu Wort melden. Selbstgespräche sind wie Antworten auf hypothetische Fragen, die irgendjemand  m i r   b e k a n n t e r  stellt, oder Kommentare, Bemerkungen, Einwürfe zu bestimmten Situationen. Sind es die "tausend Stimmen im Grund", von denen Eichendorf  schreibt? - Es ist ein Gewirr von ständig wechselnden Stimmen, ein ununterbrochener Dialog mit verschiedenen Figuren, jungen, alten, längst verstorbenen, fiktiven, sympathischen, unsympathischen, autoritären usw., es ist wie mein Welttheater, in dem sie alle vorkommen. Manche sind neugierig-interessiert, wohlwollend, liebevoll, aufbauend, andere ironisch, zweifelnd, ketzerisch, spöttisch, zersetzend. Und ab und zu kommt es vor, dass ich ein Wort oder einen Satz ganz laut vor mich hinsage: "Shelter from the storm!" oder "Lehreraustreibung!" oder "Pack dich fort!". Manchmal lasse ich die Figuren auch gegeneinander antreten. Sollen sie doch selbst miteinander rechten, ich helfe lieber einem kleinen, schwarzen Käfer wieder auf die Beine, der auf den Rücken gefallen ist und mit den Füssen strampelt.

Einmal kommt mir heute auf einem weit abgelegenen Kiesweg ein Dunkelhäutiger auf einem Damenfahrrad entgegen. Vorne hat er sein Handy montiert, aus dem afrikanische Musik ertönt. Selbstvergessen singt er laut mit. Als er an mir vorbeifährt, grüsst er freundlich.






Und dann fragen mich zwei Radfahrerinnen an einer Verzweigung, ob der Weg auf dem Rheindamm weiterführe. Es stellt sich heraus, dass die beiden seit Amsterdam unterwegs und auf dem Weg nach Luzern sind. Priska ist aus Gunzwil und Vreni aus Gisikon. Als Vreni hört, dass ich alles zu Fuss mache, möchte sie ihr E-Bike mit dem Akku, den man ständig aufladen müsse, grad stehen lassen und mit mir gehen. Wir verabschieden uns herzlich.



Und dann sind da immer wieder die Zeichen, die man bei uns nicht antrifft.


Mittwoch, 12. September 2018

Strasbourg!

Dienstag, 11. September: Ichenheim - Kehl

"Wohin des Wegs?" höre ich plötzlich jemand fragen, der sich im Schatten eines Baumes zum Mittagessen niedergelassen hat. Ich hatte zuvor als Mahlzeit bei einem Baumgarten drei Äpfel vom Boden aufgelesen und gegessen.
Matthias ist seit morgens um sechs Uhr unterwegs nach Strasbourg und kehrt abends mit dem Zug wieder zurück nach Offenburg, woher er gekommen ist. Er ist ein junger gelernter Schreiner, obschon seine Hände eher aussehen wie die eines Physiotherapeuten. Das würde ihm eigentlich mehr entsprechen, sagt er, und er ist auch daran, sich auf diesem Gebiet weiterzubilden. Vorerst ist er krank geschrieben wegen eines komplzierten Sehnenrisses im Handgelenk und deshalb oft zu Fuss unterwegs.
Endlich sind wir  z w e i  Wanderer auf dem Dammweg, sodass die Radfahrer klingeln müssen, wenn sie an uns vorbei wollen.
In Kehl trinken wir noch ein Bier zusammen, bevor sich unsere Wege wieder trennen.
Ein Hotelzimmer zu finden ist auch heute nicht so leicht, in Strasbourg ist Parlamentswoche.






Mittwoch, 12. September: Kehl - Strasbourg - Kehl
Strasbourg! - Was für eine Fülle an Menschen, in der Strassenbahn, in den Gassen, vor dem Münster; was für ein Überfluss an Aufschriften, Zeichen, Schaufenstern, die danach schreien, wahrgenommen zu werden. Das Wasser, die Schwäne, Kormorane, Fischreiher, Frösche, Buchen und Eichen in den Rheinauen waren einfach da, ohne Absicht, für niemanden. In der Stadt ist alles laut, schrill, hektisch, zielgerichtet. Selbst die Guides ermahnen ihre Touristen, ihnen rasch zu folgen und sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Im Münster ist es ruhiger, aber auch hier Gehüstel, Getuschel, Getrampel.
Die Sonne soll heute durch ein bestimmtes Kirchenfenster genau auf Christus am Kreuz scheinen, sodass dieser grün leuchtet, hat mit Matthias gesagt. Auch erzählte er mir, warum der zweite Turm des Münsters niemals fertig gebaut wurde.
Der Touristenstrom fliesst wie eine Ameisenstrasse an den Sehenswürdigkeiten in der Kirche vorbei und dann wieder hinaus. Bei der Astronomischen Uhr bleiben nur wenige stehen, obschon sich bei diesem Meisterwerk aus der Renaissance Astronomie, Physik, Philosophie und höchste Handwerkskunst vereinigen. Über das Menschenbild, das hier zum Ausdruck kommt, kann man auch heute noch (oder gerade heute!) nur ehrfürchtig staunen.





Nicht nur hier in Strasbourg ist Kultur längst zum Köder für Kommerz und Konsum verkommen, geht es mir durch den Kopf. Nicht das Geistig-Sinnliche interessiert in erster Linie, sondern die Shoppingtour und der Burgerking. Nein, das ist zu allgemein! Strasbourg hat wirklich wunderschöne Gässchen und Winkel mit originellen Läden, Märkten und Restaurants. Vielleicht liegt das Problem bei mir: All die einladenden Auslagen in den Schaufenstern, all die Aufforderungen zum Kauf gehen mich nichts an, mein Rucksack ist voll, ich benötige nichts.


Doch, bei den Gauloise-rauchenden Bouquinistes mit ihren verblühenden Coquetten bleibe ich trotzdem stehen und blättere in den Kisten die Schallplatten durch. Bei vielen Plattencovern steigt irgend eine Erinnerung hoch, während aus dem scheppernden Lautsprecher die Stimme von Véronique Sanson ertönt : "Doux dehors, fou dedans."
Ja, und dann suche ich auch noch einen Coiffeur, der mir die etwas aus der Form geratene Frisur wieder zurechtschneiden soll. Beim Salon "VUE SUR L'ILL" finde ich einen, der sein Métier mit unglaublich flinken Händen beherrscht.




Dienstag, 11. September 2018

"Montag Ruhetag"

Montag, 10. September: Rhinau (F) - Ichenheim (D)

Auch das anschliessende Agneau gestern Abend wie auch das Dessert schmeckten lecker.
Das Frühstück heute Morgen kommt jedoch nicht gegen das deutsche an: Ein altes Croissant, zwei Scheiben Baguette, ein bisschen Eurobutter und etwas Marmelade, das wars; wogegen man in Deutschland mindestens drei verschiedene Sorten Brot erhält, von Früchten, Joghurt, Eiern gar nicht zu reden.
Auch auf der Autofähre über den Rhein zurück nach D merkt man, dass man von F kommt. Bei der Überfahrt stellt kaum jemand den Motor ab.




Am Montagmorgen ist der Weg auf dem Rheindamm menschenleer. Mir solls recht sein.
Plötzlich bemerke ich am rechten Wegrand einen Granitstein mit der Aufschrift «Rotterdam». Es stellt sich heraus, dass es sich um einen sogenannten Myriameterstein handelt, den man alle zehntausend Meter einsetzte, um den Rhein nach dessen Begradigung im 19. Jahrhundert von Basel bis Rotterdam zu vermessen. Ein gewisser Oberst Tulla war der führende Kopf bei der Begradigung des Flusslaufs, die erst die durchgehende Schiffahrt möglich machte. Einheimische nennen den Stein deshalb auch einfach Tullastein.



Gegen Nachmittag erreiche ich Meissenheim, wo ich eine Unterkunft suchen will.
Am Eingang des Dorfes finde ich den stattlichen Landgasthof Riedweg, der aber seltsam verlassen aussieht. Zwar sind einige Fenster offen, bei andern sind die Jalousien heruntergelassen, auf dem riesigen Parkplatz aber steht nur ein Auto, links beim Hauseingang lehnen zwei alte Fahrräder. Kein Mensch weit und breit.
Ich gehe mal weiter.
Auf dem Weg ins Ortszentrum komme ich an den Sportanlagen vorbei und dann an den Quartieren mit den Einfamilienhäuschen. Es ist totenstill, auch hier ist niemand zu sehen, obschon da und dort ein Auto vor der Garage steht. Nichts bewegt sich. Höchstens der Rasenmäher-Roboter, der gemütlich über den schon längst fertig geschnittenen Rasen ruckelt (das war übrigens in der Schweiz auch häufig zu beobachten).
Bei der Kirche, welche im Zentrum steht und wo gewöhnlich am meisten Leben herrscht, ist es fast noch stiller. In einem kleinen Laden, den ich erst beim zweiten Vorbeigehen bemerke, frage ich nach einer Unterkunft. "Hier gibts sowas nicht und heute haben auch die Gasthöfe geschlossen", sagt die alte Frau erbarmungslos. "Und was ist mit dem Landgasthof?" "Ach der, da wohnen die Asylanten." "Und im nächsten Dorf?" "Ja, da gibts nur den Schwanen." -
Ich rufe im Hotel Schwanen in Ichenheim an und nach einer Ewigkeit meldet sich eine schnarrende Männerstimme. "Einzelzimmer? - Nein, leider, wir sind ausgebucht und heute haben wir sowieso Ruhetag" "Kennen Sie sonst ein Gasthaus im Ort, ich bin zu Fuss unterwegs." " Na, Sie sind aber ganz schön mutig! - An einem Montag siehts schlecht aus... Warten Sie, ich schau noch mal nach... Also, ein Zimmer hätt ich noch, aber etwas schäbig und ohne Dusche und WC." "Gut, in etwa einer Stunde bin ich da."
Die beiden Restaurants in Ichenheim haben heute auch geschlossen, nur die beiden türkischen Döner/Pizza-Kneipen sind offen, wie an jedem Tag. Die Pizza schmeckt wunderbar.


Sonntag, 9. September 2018

Buen Camino!

Samstag, 8. September: Breisach - Sasbach

"Buen Camino!" ruft mir ein Radfahrer zu, als ich kurz vor Sasbach den Wegweiser fotografiere. Der rucksacktragende Wanderer (mit Bart), und dann noch allein unterwegs, stellt den perfekten Jakobswegspilger dar.



Tagsüber fahren viele Radler an mir vorbei, Fussgänger gibt es kaum, ausser solche, die einen Kinderwagen stossen oder ihren Hund spazieren führen. Wenn sonst gegangen wird, dann mit dem Autoschlüssel in der Hand, bis zum Parkplatz, wo der Wagen steht.
In Deutschland haben sich gegenüber der Schweiz auch die Grafittis verändert. In einer Unterführung lese ich einmal "nie mehr Faschismus", aber die Farbe ist schon ziemlich ausgebleicht und andere, weniger politische, dafür buntere Sprüche stehen daneben.
Im Hotelzimmer des kleinen Weindorfes finde ich im Nachttischchen eine Bibel ("Rocky Racoon checked into his room, only to find Gideons Bible", sang einst Paul Mc Cartney). Als ich sie aufschlage, schrecke ich sofort zurück - und blättere weiter.







Changer les idées

Sonntag, 9. September: Sasbach - Grand Canal d'Alsace - Rhinau

Gestern Abend beim Essen sass ich neben einem Paar aus dem Elsass. Ja, sie kämen oft nach Deutschland um einzukaufen, hier sei vieles billiger. Auch das Essen. Aber der Fisch schmeckt bei uns im Elsass besser, überhaupt ist die Küche viel feiner und spezieller, sagen sie.
So beschliesse ich heute, beim Wehr der Staustufe Rhinau den Rhein zu überqueren und dem Grand Canal d'Alsace entlang zu gehen. Es ist heiss um die Mittagszeit. Ich begegne nur wenigen Leuten.
Tatsächlich, die hausgemachte Fischsuppe in Rhinau schmeckt köstlich.




Trott oder Trance?

Freitag, 7. September: Neuenburg - Breisach

Stundenlang führt der Weg parallel zum Rhein geradeaus, immer gleich: vor mir der Schotterweg, rechts am Wegrand alle hundert Meter die nummerierten weissen Betonpfeiler mit den Streckenangaben, 1, 2 , 3..., links die Uferböschung mit dem Eichenwald und dahinter der Rhein. Ich beginne die Schritte zu zählen zwischen den einzelnen Markierungen, hundertfünfundzwanzig sind es und ich brauche dafür ziemlich genau eine Minute. Man könnte daran verzweifeln, immer dasselbe, dieselben Geräusche, dieselbe Landschaft; ein Kind würde wohl anfangen zu weinen: Hört das denn nie auf? - Und du verfällst in einen Trott, gehst einfach, hörst deine Schritte, senkst den Blick auf den Weg zwei drei Meter vor dir, bis du nur noch am Gehen bist, mechanisch, es gibt nichts anderes mehr, nur noch diese eine Bewegung, kein Ziel, keine Zeit mehr. Und du gerätst allmählich in einen Zustand, den man vielleicht als Trance bezeichnen kann. Möglicherweise empfindet ein Derwisch ähnlich, wenn er sich stundenlang um sich selbst dreht. Die Ruhe in der Bewegung.
Und es ist irgendwie, als würde das Bewusstsein ausser Kraft gesetzt, man ist wie in einem Dämmerzustand, halbwach, die Augen sind halb geschlossen und trotzdem nimmst du ganz viel wahr. Mir ist, als befände ich mich auf der Schwelle zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, wie auf der Wasserlinie eines Schiffes, dessen einer Teil unter dem Wasser liegt und der andere darüber; oder wie an jener Stelle eines Baumes, wo die Wurzeln sich zum Stamm bündeln, bevor er in die Höhe wächst. Die Gedanken (oder wie man das nennen will) schwanken hin und her zwischen unten und oben, die wahrgenommenen Dinge vermischen sich mit den Einbildungen, Düfte wecken Erinnerungen, Geräusche entzünden die Phantasie, werden zu Metaphern, zu Zeichen für etwas, das man schon lange in sich trägt: "Alles ist ewig im Innern verwandt", heisst es bei Clemens Brentano im Gedicht "Sprich aus der Ferne". 
Oder es ist wie bei Eichendorff: 
"Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen 
wunderbar mit allen Bäumen, 
was dem Herzen kaum bewußt, 
alte Zeiten, linde Trauer, 
und es schweifen leise Schauer 
wetterleuchtend durch die Brust."



Und irgendwann macht der Weg dann eine Kurve in den Wald hinein, führt nach einer Weile wieder links, macht einen weiteren Bogen nach rechts und plötzlich meine ich in die völlig falsche Richtung zu gehen. Ich spüre, wie ich langsam die Orientierung verliere. Und so habe ich mich gestern auch verirrt, als ich glaubte, eine Abkürzung quer durch den Wald nehmen zu können. Das deutsche Unterholz ist nicht zu unterschätzen! Es kann schnell zum Dickicht werden. Der Preis: zerkratzte Beine und Spinnweben im Gesicht. - Solange ich den Rhein sehe, fühle ich mich sicher, der Rhein gibt irgendwie Halt; seine Stetigkeit beruhigt; ich weiss, die Richtung, in die er fliesst, ist auch meine Richtung.




Nachtrag zu den blinden Signalen: Das Rätsel um die schwarzgelben Pflöcke hat sich gelöst, es sind tatsächlich alte Schiffspoller aus der Zeit, als der Wasserspiegel des Rheins viel höher war und es eine rege elsässische Rheinschifffahrt auf dem Altenrhein gab.



Es gibt allerdings immer noch genug Zeichen am Wegrand, die ihren Sinn verloren haben: Eine Barriere, wo es gar keinen Durchgang gibt, oder ein Stück Mauer, auf das jemand BM geschrieben hat: Berliner Mauer?