Dienstag, 11. September 2018

"Montag Ruhetag"

Montag, 10. September: Rhinau (F) - Ichenheim (D)

Auch das anschliessende Agneau gestern Abend wie auch das Dessert schmeckten lecker.
Das Frühstück heute Morgen kommt jedoch nicht gegen das deutsche an: Ein altes Croissant, zwei Scheiben Baguette, ein bisschen Eurobutter und etwas Marmelade, das wars; wogegen man in Deutschland mindestens drei verschiedene Sorten Brot erhält, von Früchten, Joghurt, Eiern gar nicht zu reden.
Auch auf der Autofähre über den Rhein zurück nach D merkt man, dass man von F kommt. Bei der Überfahrt stellt kaum jemand den Motor ab.




Am Montagmorgen ist der Weg auf dem Rheindamm menschenleer. Mir solls recht sein.
Plötzlich bemerke ich am rechten Wegrand einen Granitstein mit der Aufschrift «Rotterdam». Es stellt sich heraus, dass es sich um einen sogenannten Myriameterstein handelt, den man alle zehntausend Meter einsetzte, um den Rhein nach dessen Begradigung im 19. Jahrhundert von Basel bis Rotterdam zu vermessen. Ein gewisser Oberst Tulla war der führende Kopf bei der Begradigung des Flusslaufs, die erst die durchgehende Schiffahrt möglich machte. Einheimische nennen den Stein deshalb auch einfach Tullastein.



Gegen Nachmittag erreiche ich Meissenheim, wo ich eine Unterkunft suchen will.
Am Eingang des Dorfes finde ich den stattlichen Landgasthof Riedweg, der aber seltsam verlassen aussieht. Zwar sind einige Fenster offen, bei andern sind die Jalousien heruntergelassen, auf dem riesigen Parkplatz aber steht nur ein Auto, links beim Hauseingang lehnen zwei alte Fahrräder. Kein Mensch weit und breit.
Ich gehe mal weiter.
Auf dem Weg ins Ortszentrum komme ich an den Sportanlagen vorbei und dann an den Quartieren mit den Einfamilienhäuschen. Es ist totenstill, auch hier ist niemand zu sehen, obschon da und dort ein Auto vor der Garage steht. Nichts bewegt sich. Höchstens der Rasenmäher-Roboter, der gemütlich über den schon längst fertig geschnittenen Rasen ruckelt (das war übrigens in der Schweiz auch häufig zu beobachten).
Bei der Kirche, welche im Zentrum steht und wo gewöhnlich am meisten Leben herrscht, ist es fast noch stiller. In einem kleinen Laden, den ich erst beim zweiten Vorbeigehen bemerke, frage ich nach einer Unterkunft. "Hier gibts sowas nicht und heute haben auch die Gasthöfe geschlossen", sagt die alte Frau erbarmungslos. "Und was ist mit dem Landgasthof?" "Ach der, da wohnen die Asylanten." "Und im nächsten Dorf?" "Ja, da gibts nur den Schwanen." -
Ich rufe im Hotel Schwanen in Ichenheim an und nach einer Ewigkeit meldet sich eine schnarrende Männerstimme. "Einzelzimmer? - Nein, leider, wir sind ausgebucht und heute haben wir sowieso Ruhetag" "Kennen Sie sonst ein Gasthaus im Ort, ich bin zu Fuss unterwegs." " Na, Sie sind aber ganz schön mutig! - An einem Montag siehts schlecht aus... Warten Sie, ich schau noch mal nach... Also, ein Zimmer hätt ich noch, aber etwas schäbig und ohne Dusche und WC." "Gut, in etwa einer Stunde bin ich da."
Die beiden Restaurants in Ichenheim haben heute auch geschlossen, nur die beiden türkischen Döner/Pizza-Kneipen sind offen, wie an jedem Tag. Die Pizza schmeckt wunderbar.


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