Donnerstag, 16. August 2018

Zur Quelle

Dienstag, 14. August: Oberalppass
Der Zug hält.
Die Türe öffnet sich und als ich den Fuss auf dem Boden setze, denke ich: Ab jetzt werde ich mich nur mehr mittels meiner Füsse weiterbewegen.
Es ist recht kühl abends auf dem Oberalppass. Die letzten Cabrios und Töffs brausen vorbei, ich begebe mich zum Gasthaus Piz Calmot und beziehe meine erste Unterkunft.
Nach dem Abendessen gehe ich über den Parkplatz, wo einige Wohnmobile stehen, hinüber zum Leuchtturm, der demjenigen am Hoek van Holland an der Rheinmündung nachgebaut worden ist.


Mittwoch, 15. August: Oberalp - Lai da Tuma - Rueras
Schlecht habe ich nicht geschlafen, aber einige Male bin ich schon aufgeschreckt und habe mich gefragt, wo ich bin und was ich da eigentlich vorhabe.
Um 08.30 gehe ich los Richtung Lai da Tuma, der Quelle des Rheins. Spiegelglatt liegt der See da, nur an den Mündungen der vielen kleine Zuflüsse kräuselt er sich leicht. Atemberaubende Stille, nur von der Passstrasse her ab und zu ein Motorengeräusch.
Dann steige ich via Tschamutt und Selva nach Rueras hinunter. Unterkunft im Hotel Posta. "Beignvegni" heisst es im Begrüssungsbuch und auch: "Der Weg ist das Ziel". Hoppla! und ich dachte, mein Ziel sei Rotterdam.
Um 16.00 dann das Interview mit dem Journi des RTR: Warum ich diese Reise mache, was ich gepackt habe, wie ich mich vorbereitet habe usw.
Später wunderbares Essen, sehr gastfreundliche Atmosphäre und viele Fragen, als sich herausstellt, dass ich rätoromanisch spreche, und natürlich auch wegen meines aussergewöhnlichen Vorhabens. Vor allem: Warum nicht mit dem Velo?





Donnerstag, 16. August: Rueras - Disentis
Nach einem sehr sympathischen Morgenschwatz beim Kaffee auf dem Balkon bei Ernst und Lilan mache ich mich auf zur zweiten Etappe von Rueras nach Disentis.
"Der Weg ist das Ziel" kommt mir wieder in den Sinn. Schliessen sich denn Weg und Ziel von der Logik her nicht aus? Sollte es vielleicht eher heissen, das Unterwegssein ist das Ziel des Handelns? Aber gibt nicht das Ziel dem Handeln bzw. dem Unterwegssein erst einen Sinn. Sonst ist es Beschäftigung um der Beschäftigung willen. Dir steckt der Lehrer noch im Leib!, ruft mir einer über die Schulter. Ja, dann halt. Deshalb mache ich diese Reise ja!
"It doesn't matter where I go anymore, I just go", höre ich Bob Dylan singen.
Heute übernachte ich im Kloster Disentis.