Dienstag, 16. Oktober 2018

Birthes Büdle

Montag, 15. Oktober: Rheinberg - Xanten

Heute vor zwei Monaten bin ich losgegangen. Xanten, der Name dieser letzten deutschen Stadt vor der holländischen Grenze existierte für mich bis jetzt nur auf der Karte. Jetzt steht vor dem Fenster meines Zimmers ein Nussbaum mit goldgelben Blättern und dahinter leuchten die Wolken am Abendhimmel.
Die Wege der heutigen Etappe führen mich zwar nicht ganz nahe am Rhein entlang, dafür sind es teilweise begraste Deichwege, von wo aus man einen weiten Blick über die Landschaft hat. Schafe und Kühe grasen auf den endlosen Weiden, irgendwo in der Ferne sieht man lediglich die Führerkabine eines vorbeifahrenden Lastschiffes, als ob sie das Land durchpflügen würde. Menschen sind nur mehr wenige unterwegs.




An einer Stelle finden sich alte Brückenreste aus Ziegelsteinen, die aussehen wie ein römisches Viadukt. Ich lese aber, dass dies die ehemalige Eisenbahnbrücke von Wesel gewesen ist, die im Mai 1945 von den deutschen Truppen gesprengt worden ist, um den Vormarsch der Alliirten zu stoppen.


Irgendwo neben einem landwirtschaftlichen Gehöft treffe ich auf ein kleines Haus, vor dem ein paar Tische mit Bänken und Stühlen und einem roten Sonnenschirm aufgestellt sind. "Birthes Büdle" steht über dem Fenster im Erdgeschoss. An einem Brett vor dem Fenster sind zwei Fotos angeheftet: Auf dem einen ist der Leuchtturm auf dem Oberalppass abgebildet, auf dem andern zwei junge Frauen, die einen Einkaufswagen mit ihrem Reisegebäck drin vor sich herschieben.
Die freundliche Wirtin reicht mir eine Apfelschorle und erzählt, dass in letzter Zeit schon einige Schweizer an diesem völlig abgelegenen und unscheinbaren Ort vorbei gekommen sind; unter anderem eben auch die zwei Schweizerinnen auf dem Bild.
Dem älteren Paar am Nebentisch, das dem Gespräch aufmerksam zugehört hat, erkläre ich dann, dass der Leuchtturm auf dem Oberalppass eine Kopie desjenigen an der Rheinmündung in Holland sei. Der Mann will es kaum glauben, dass ich zu Fuss bis hierher gekommen sei. Warum gerade der Rhein? Ich hätte eine besondere Beziehung zu diesem Fluss, ich sei am obersten Teil des Rheins geboren und aufgewachsen. Worauf er erwidert, und er sei im letzten Dorf vor der holländischen Grenze geboren. "In Bimmen. Da kommen Sie vorbei, wenn Sie über die Grenze gehen."
Ich glaube, Jupp und ich sind in dem Moment beide ein bisschen gerührt über diese Gemeinsamkeit, die uns mit dem Rhein verbindet. Wir verabschieden uns herzlich und mit den besten Wünschen.







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