Sonntag, 26. August 2018

Betreten verboten

Sonntag, 26. August: Rorschach - Konstanz
Puristen werden jetzt aufschreien, werden mich verhöhnen und verachten, werden von Betrug und Verrat sprechen, werden vielleicht sogar mit Blog-Boykott drohen: Denn ich habe es getan, ich habe von Rorschach bis Kreuzlingen das Schiff genommen, bin zweieinhalb Stunden lang dem Ufer entlang getuckert auf dem MS Thurgau, von wo aus ich bei blauem Himmel die beste Aussicht auf all die pittoresken Ortschaften, ihre Strandbäder und Parks, ihre herrschaftlichen Land- und Einfamilienhäuser sowie auf den Bodensee geniessen konnte.


Wäre ich zu Fuss unterwegs gewesen, hätte ich nur einen Bruchteil davon gesehen.
Warum?
Ich habs am Vortag bereits festgestellt auf dem Weg von Rheineck über Altenrhein nach Rorschach: Kein Zugang, privat, nur für Mitglieder, videoüberwacht, Unbefugten ist der Zutritt untersagt, Betreten verboten, Alarmanlage eingestellt, kein Durchgang, heisst es alle paar Meter. Man geht ständig zickzack, kommt an Vorgärten vorbei, Autoparkplätzen, Hinterhöfen von Industriegebäuden und ab und zu erhascht man zwischen zwei Häusern einen Blick auf den Bodensee. Das kanns ja nicht sein.
Zudem will ich ja dem  R h e i n  entlang gehen...
Es ist wirklich so, dass Uferzonen am Fluss ganz anders gestaltet sind als jene am See. Flussufer sind viel seltener in privatem Besitz als Seeufer - zum Glück.
Besitz grenzt aus, Gehen verbindet.
Nomaden besitzen nur das, was sie mitnehmen können, kaum je aber Land. Besitzende müssen sich ständig um ihr Eigentum sorgen, müssen es beschützen, in Stand halten, müssen fürchten, dass es ihnen abhanden kommt. Also setzen sie sich drauf und klammern sich daran.
Sitzen ist statisch, macht träge und unfrei. Gehen dagegen ist dynamisch, hält frisch und ist ungebunden.
Bevor der Mensch sesshaft wurde, war er Nomade.
Der Mensch hat zwei Beine.
Wenn wir dafür geschaffen wären, immer an Ort und Stelle zu bleiben, wären wir wie Pflanzen.

In Rorschach besuchte ich gestern Nachmittag die Kunstsammlung Würth und darin die Ausstellung "Literatur kann man sehen", mit Exponaten von Hermann Hesse, Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger. Ja, Literatur kann man bildlich darstellen.


Für all jene. die ihre Weisheiten lieber sitzend konsumieren, gibt es in Rorschach die Siddharta Buddha Lounge, sozusagen Instant ZEN in der Cüpli-Bar:


Und in Konstanz begegnet mir wieder der Satz , den sich jetzt auch der Kommerz zunutze gemacht hat. Wenns alle sagen, muss wohl was Wahres dran sein.














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